Unsere „Kubamania“ begann mit Kerstins Jugendtouristreise im März 1988, von der sie schwebend und schwärmend zurück kam. Sechs Jahre später haben wir dann zum Jahreswechsel einen organisierten Familienurlaub in Santiago de Cuba und in einem Hotel am Meer gemacht. Vom Strand aus sah man die amerikanischen Hubschrauber, die in die Guantanamo Bay flogen. Es war der Beginn der „periodo especial“ in Kuba. Russland hatte seine Unterstützung für Kuba gestoppt, nachts war die Straßenbeleuchtung ausgeschaltet und es herrschte Mangel an allem überall im Land. Von der Tragweite haben wir nur wenig mitbekommen. Was uns aber im Gedächtnis blieb, war die Offenheit, Natürlichkeit und Freundlichkeit der Menschen. Es dauerte weitere elf Jahre, bis wir wieder nach Kuba reisten. Wir hatten erfahren, dass es möglich ist, das
Land mit dem Bus zu durchqueren und in Privathäusern, den „casa particulares“ zu übernachten.
Zu Ostern 2005 buchten wir einen einwöchigen Urlaub auf Varadero und verlegten unseren Rückflug um eine Woche. Wir fuhren mit dem Bus nach Havanna, von dort aus weiter nach Viñales und zurück über Soroa. Alles klappte problemlos und wir genossen, dass man ständig mit Kubanern in Kontakt war. Dies war der Auftakt zu unserer Fahrradtour 2007 von Holguin
nach Havanna und einer Vielzahl weiterer Reisen durch das gesamte Land.
Kann man das Typische eines Landes in den Gesichtern seiner Bewohner einfangen? Ich wage darauf keine Antwort zu geben. Sicher, wir haben das Land von Ost nach West durchquert, haben in allen Provinzen Menschen getroffen, häufig auch weit außerhalb der touristisch ausgetretenen Pfade. Wir haben mit vielen Menschen über ihre und unsere Wünsche, Träume und Leben gesprochen. Wann immer es möglich war, haben wir Bekannte wieder besucht,
manche über mehrere Jahre hinweg. Aber um auf die Frage zurück zu kommen: auch der Fotograf beeinflusst das Gesamtbild dadurch, welchen Moment er wählt und welche Fotografien er für die Wesentlichen hält.
Für mich drücken die Porträts das aus, was ich immer empfunden habe, wenn wir in Kuba waren: eine Wärme und Offenheit, Freundlichkeit und Herzlichkeit, die in starkem Maße an unsere Herkunft, an unser Leben in der DDR erinnern, das Interesse an allem, was von außen kommt, von da, wo man selbst nicht hin kann, was man kennenlernen und verstehen will, aus einer inneren Sicherheit heraus, die von sozialer Verwurzelung herrührt.